Wer die Baufortschritte auf dem ehemaligen Gutshof Biesdorf aufmerksam verfolgt wird festgestellt haben, dass die zur Vermietung stehenden Wohnungen nun über Adressen verfügen. Sie sind benannt nach Heino Schmieden sowie Elsa Ledetsch und Gisela Reissenberger.
Wie uns die Pressestelle der ausführenden Gesellschaft Stadt und Land auf Anfrage mitteilte, liegt die Verantwortung für Straßennamen final bei den Bezirken von Berlin. „Diese prüfen (um zum Beispiel Doppelbenennungen zu anderen Bezirken auszuschließen) und bevorzugen aktuell die Vergabe von Frauennamen. In Rücksprache mit dem Bezirk kam es dann zur formellen Einreichung der Anträge mit den Namen Elsa Ledetsch und Gisela Reissenberger sowie Heino Schmieden (der Architekt des Biesdorfer Schlosses) und Karl Janisch (Planer vom Kuhstall, späterer Werksarchitekt bei Siemens). Alle vier Vorschläge haben einen lokalen Bezug zu Marzahn-Hellersdorf. Die Namensgebung wurde dann in einem langen Verfahren auf der städtischen Ebene geprüft und genehmigt, um Doppelbenennungen auszuschließen – Janisch fiel aber durch, weil in der Siemensstadt bereits eine Straße nach ihm benannt ist.“
Wir freuen uns vor allem, weil Schlossarchitekt Heino Schmieden nun noch einen Schritt weiter in die Öffentlichkeit gerückt ist. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit Geschäftsführer Ingo Malter im März 2017 im Stadtteilzentrum Biesdorf zur künftigen Bebauung des historischen Gutsgeländes hatte unser Verein angeregt, Heino Schmieden mit einer Straße zu bedenken. In seiner großen Monografie „Heino Schmieden – Leben und Werk des Architekten und Baumeisters 1835 – 1913“ prägte Dr. Oleg Peters in seiner Schlussbetrachtung unter anderen diese Sätze:
„Heino Schmieden war ein äußerst produktiver Architekt, der mit einer großen Anzahl von Bauten zwischen 1866 und 1913 maßgeblich das Bauen in Preußen bzw. im Deutschen Reich prägte.
Mit seinem ästhetischen Feingefühl, scharfen technischen und organisatorischen Verstand, seiner lebendigen Tatkraft und Fachbegeisterung war er für die bauliche Entwicklung dieser Zeit von außerordentlicher Bedeutung.
Zahlreiche Bauherren, für die er Bauten ausgeführt hat, lobten ihn für die Einhaltung der Baukosten und die termingetreue Fertigstellung der Vorhaben.“
Die Frauen Elsa Ledetsch und Gisela Reissenberger, Mutter und Tochter, sind „Gerechte unter den Völkern“. Von 1943 bis 1945 versteckten sie in der Gleiwitzer Straße in Biesdorf gemeinsam fünf jüdische Mitbürger und retteten sie so vor der Ermordung durch die Nazis. Am 19. Oktober 1987 waren beide von der Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Israel geehrt worden.
Mit diesen Namensgebungen beweist der Bezirk Marzahn-Hellersdorf erneut sein Feingefühl für eine breitgefächerte und unvoreingenommene Auswahl.
Abschließend der Lageplan des Wohnungsstandortes mit den neuen Straßennamen.
(Axel Matthies)