Podiumsgespräch „35 Jahre deutsche Einheit – 35 Jahre wachsender MehrWert des Denkmalensembles Schloss und Park Biesdorf“

Den Tag des offenen Denkmals gibt es seit 1993 und immer hat auch unser Denkmalensemble Schloss Biesdorf zum Besuch eingeladen. In diesem Jahr hatte das Landesdenkmalamt das Motto „Denkmalpflege. MehrWert für Berlin“ gewählt und folgende Erläuterungen angefügt:

„Ein Denkmal zeigt: Hier steht ein Wert. Hier ist Wissen gespeichert. Hier lernen wir aus der Vergangenheit. Für die Zukunft. In Berlin erzählen über 12.000 Denkmale über sich und über die Gesellschaft, die sie baut, pflegt und schützt. Und über die Menschen, die diese Kulturgüter erhalten, umnutzen und mit ihren Werten fortführen. Dieser kulturelle Schatz hat MehrWert als die reine Bausubstanz – er schafft Begegnungsorte, Zugehörigkeit und Teilhabe für alle.“

Auch unser Schlossensemble als Ort der Begegnung, der Kunst und Kultur hat einen solchen MehrWert. Deshalb lud unser Verein in Kooperation mit dem Schloss Biesdorf am 13. September 2025 zu einem Podiumsgespräch mit dem Thema „35 Jahre deutsche Einheit – 35 Jahre wachsender MehrWert des Denkmalensembles Schloss und Park Biesdorf“ ein.

Der Moderator Prof. Dr. Gernot Zellmer, Vorstandsvorsitzender unseres Vereins, konnte als Gesprächspartner begrüßen:
Karin Scheel, Künstlerische Leiterin der Kommunalen Galerie Schloss Biesdorf,
Jan Frontzek, Leiter des Fachbereiches Kultur im Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf,
Frank Holzmann, Geschäftsführer des Vereins BALL e. V., der von 1994 bis 2013 im Schloss ein Stadtteilzentrum betrieben hat,
Dr. Heinrich Niemann, Bezirksstadtrat a. D. und von 2008 bis 2024
Vorstandsvorsitzender unseres Vereins.

Moderator Prof. Gernot Zellmer und die Gäste im Podium

Im Jahre 1990 befand sich unser Schloss, das im April 1945 durch einen Brand zerstört und dessen Sockel- und Erdgeschoss später eher provisorisch für eine Nutzung hergerichtet wurden, in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Es hat dann nach der Wiedervereinigung vielfältige bauliche Veränderungen erfahren und eine wechselvolle Nutzungsgeschichte erlebt. Beides hatte Einfluss auf den MehrWert des Schlossensembles.

Die Podiumsgäste berichteten von ihrer ersten Begegnung mit dem Schloss und benannten Ereignisse und Zustände, die den in 35 Jahren gewachsenen MehrWert des Denkmalensembles belegen. Dabei wurde deutlich, dass diese Bewertung immer mit Blick auf die konkrete Nutzungsphase erfolgen muss:

Zunächst, von 1994 bis 2013, betrieb der Verein BALL e. V. im Schloss ein Stadtteilzentrum (STZ) , das mit einem sehr breiten Angebot an Veranstaltungen und Tätigkeiten viele Besucherinnen und Besucher anzog. Dann, nach dem vollständigen denkmalgerechten Wiederaufbau des Schlosses, wird es seit 2016 als Galerie genutzt und ist ein besonderer Ort der Kunst und Kultur geworden.
Peter Bielig, der ab 1996 das STZ Biesdorf leitete, erzählte, wie sein Team neues Leben in das alte Schloss brachte. Rückblickend stellte er fest, ass dadurch der Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung des Hauses letztlich erst möglich wurden.

Bauherr der Sanierung der Außenhülle in den Jahren 2002 bis 2007 war unser Verein, der sich 2001 unter dem Namen „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf“ mit dem Ziel des Wiederaufbaus des Schlosses gründete. Die Podiumsgäste erinnerten sich, dass auch in diesen Zeiten intensiver Bautätigkeit das Ensemble nach dem Motto „Bauen und Nutzen“ seinen MehrWert behielt.

Das Schloss mit der sanierten Außenhaut.
Foto: BA Marzahn-Hellersdorf

Christina Dreger, die seit 2005 den Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf leitete, berichtete von den vielfältigen Diskussionen, die es gab, als die Pläne für den vollständigen Wiederaufbau des Schlosses konkrete Gestalt annahmen und Konzepte zu seiner künftigen Nutzung entwickelt wurden. Die Entscheidung, gemäß den Förderrichtlinien der Europäischen Union das Schloss als Galerie zu gestalten, hatte zur Konsequenz, dass der mit dem Veranstaltungsangebot des STZ verbundene MehrWert unseres Denkmals fast völlig verloren ging. (Da mit dem Baubeginn im Jahre 2013 das STZ in die „Gelbe Villa“ in der Straße Alt-Biesdorf umzog, mussten die Bürgerinnen und Bürger auf die gewohnten Freizeitangebote allerdings nicht verzichten.)

Im Podiumsgespräch wurde deutlich, dass die Galerie Schloss Biesdorf unter Leitung von Karin Scheel zu einem hohes Ansehen genießenden Ort der Kunst und Kultur in Berlin und weit darüber hinaus geworden ist. Das Schloss hat nun einen anders gearteten MehrWert, dessen Erhalt und Weiterentwicklung ein ganz wesentliches Anliegen unseres Vereins „Freunde Schloss Biesdorf“ ist.

Vernissage zu der großen Ausstellung „Klasse Damen“ im Jahre 2019

Und das insbesondere auch vor dem Hintergrund anstehender finanzieller Kürzungen auf dem Gebiet der Kultur durch den Berliner Senat. In diesem Zusammenhang erklärte Jan Frontzek, dass das Bezirksamt die Aktivitäten unseres Vereins im Jahre 2026, wenn der 10. Jahrestag der Eröffnung des wiederaufgebauten Schlosses Biesdorf gefeiert wird, mit entsprechenden Zuwendungen unterstützen wird.

Einer langjährigen Tradition folgend hat unser Verein zum Tag des offenen Denkmals auch kostenlose Führungen durch Schloss und Park Biesdorf angeboten. Dr. Klaus Freier und Axel Matthies von unserem Vorstand konnten über 80 Interessierte begrüßen und ihnen anschaulich den MehrWert unseres Denkmalensembles vor Augen führen.

(Vorstand „Freunde Schloss Biesdorf“ e.V.)

vom: 17.10.2025