Historische Präsentation im Heino-Schmieden-Saal

Schloss Biesdorf lädt ab sofort zu einer außergewöhnlichen Ausstellung ein: unter dem Titel “L’hexagone – eine historische Reise durch Frankreich” präsentiert es sieben wiederentdeckte Zeichnungen von Heino Schmieden (1835–1913), dem Architekten des Schlosses. Anlass sind das 650-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung Biesdorfs sowie Schmiedens 190. Geburtstag. Die sieben Skizzen sind die ältesten bisher gezeigten Kunstwerke im Schloss Biesdorf. Kurator der Präsentation ist Dr. Oleg Peters.

Während der Eröffnung: Galerieleiterin Karin Scheel und Kurator Dr. Oleg Peters

Am Ende seines 1854 begonnenen Studiums an der Berliner Bauakademie hatte Heino Schmieden eine Wettbewerbsarbeit eingereicht, die als talentiert und geschickt befunden und vom Architekten-Verein zu Berlin mit der Schinkelmedaille ausgezeichnet wurde. Das damit verbundene Preisgeld war üblicherweise in eine Kunst- oder Architekturreise zu investieren. Der frankophile Schmieden entschied sich für die nordfranzösische Gotik. Auf seiner Route lagen die großen Kathedralen von Reims, Rouen und Caen. Im Frühjahr 1860 machte er sich auf den Weg. Die Tour belief sich über 2000 km und führte schließlich bis in den Süden Frankreichs und von dort weiter nach Italien. Von vielen Bauwerken fertigte der junge Baumeister Architekturskizzen an.

Die Reiseroute des Bauakademie-Absolventen. Der Ausstellungstitel „L’hexagone“ bezieht sich auf die 6 Stationen

Die sieben nun zu sehenden Skizzen waren bisher nur einmal öffentlich ausgestellt, nämlich 1914 in einer Präsentation im Vestibül des Kunstgewerbemuseums zu Berlin, dem heutigen Martin-Gopius-Bau, aus Anlass einer Ehrung Heino Schmiedens, der im Jahr zuvor verstorben war. Schmieden hatte keinen klassischen Nachlass oder ein Firmenarchiv hinterlassen. So finden sich in den Archiven der Nachkommen nur wenige originale Dokumente. Bei den aufwändigen Recherchen zu seiner Heino-Schmieden-Monografie fand Oleg Peters aber diese sieben Skizzen bei dem Urenkel Dieter Schmieden in Garmisch-Partenkirchen.

Diese Skizze stammt aus Station 6 und zeigt
eine Kirche in Poitiers

Heino Schmieden war Zeit seines Lebens begeistert von Sakralbauten, er wollte selbst welche bauen. Das blieb ihm verwehrt. Dafür hat er hundert Krankenhäuser errichtet. Er war darin in Europa führend, seine Krankenhäuser bestimmten das Niveau. Eine seiner größten Arbeiten waren die Lungenheilstätten in Beelitz. Die dortige Anstaltskirche wurde Schmiedens einziger Sakralbau.

Die Anstaltskirche der Heilstätten
(Foto zeno.org)

Die Ausstellung wird bis zum 2. November zu sehen zu sein. Oleg Peters bemerkte, dass es Heino Schmieden wohl gefallen hätte, wie eine italienische Architektin, Frau Professor Pinardi, seine spätklassizistische Turmvilla saniert und gestaltet hat. Peters trug dann seine Idee vor – unabgestimmt wie er betonte -, diese sieben Skizzen als Dauerleihgabe im Heino-Schmieden-Saal zu belassen. Dort hängt bereits ein Schmieden-Ölporträt. Der Saal, das war wohl die Intention des Kurators, würde dann noch einmal eine besondere Aura verströmen; er wäre ein Erinnerungsort für den großen deutschen Baumeister Heino Schmieden.

(Axel Matthies)

vom: 26.05.2025