„Wir üben weiter!“ Gedenken an Ronald Paris

Die Familie Roland Paris‘ richtete gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Prof.-Ronald-Paris-Stiftung am 6. November eine Gedenkveranstaltung für den im September verstorbenen großen deutschen Maler aus. Der Saal der Stiftung war sehr gut gefüllt. Versammelt hatten sich zahlreiche Repräsentanten der ostdeutschen Kultur. Es wurde deutlich, wie breit der Wirkungskreis von Ronald Paris war.

Gedenken an Ronald Paris

Die Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung Daniela Trochowski begrüßte die Familie und die versammelten Gäste.

Kultursenator Klaus Lederer warf dann einen auch persönlichen Blick zurück. Er erinnerte daran, dass Ronald Paris sein Leben lang nicht der „Systemmaler“ war, als der er oft und gern tituliert wurde, sondern immer wieder aneckte als Künstler, der dialektisch denken und malen konnte. Lederer rief den frühen Streit um das Bild „Wartenberger Dorffestspiele“ von 1961 auf. Die Studentenzeitschrift »forum« hatte die Bauern gefragt: Erkennt ihr euch wieder? Ist euer Leben von Ronald Paris realistisch empfunden und in eurem Sinne gestaltet? Die Bauern waren der Meinung: Nein! Die Menschen wären zu ungefügig dargestellt, gingen zum Festtag barfuß und mit Kopftuch. Die Frauen waren darüber empört. Und die Funktionäre sahen auf dem Triptychon zu wenig neue Erntetechnik. Eine der Kritikerinnen schrieb Paris später: „Ich habe lange vor Deinem Bild gestanden, habe mich mit anderen Besuchern darüber unterhalten, und – ehrlich gesagt, heute gefällt es mir. Es ist sehr farbenfreudig und macht den Besucher dadurch froh. Ich nehme gerne so Verschiedenes von meiner damaligen Kritik zurück.“ Mit dieser Art Auseinandersetzung konnte Paris sehr gut leben. Lederer hob abschließend hervor, dass der Tod des Malers in allen großen deutschen Zeitungen respektvoll besprochen worden war.

Peter Baumbach erinnerte die Bilder seines Freundes als Fest der Sinne und Welt reicher Phantasie. „Du bist gegangen, aber die Kunst bleibt bei mir.“ Und er zitierte die Lebensmaxime Ronald Paris‘, die an diesem Vormittag noch öfter vorgebracht wurde: „Wir üben weiter.“

Der Grafiker Bernd Frank traf im Jahr 1971 mit Ronald Paris zusammen, als dieser die Ausstattung für die Inszenierung von Gozzis „König Hirsch“ durch Benno Besson an der Volksbühne besorgte. Frank war für die Gestaltung des Programmheftes zuständig. Als Paris den Entwurf mit den Worten „Das Ding ist gut“ abnickte, fiel dem jungen Frank ein Stein vom Herzen. (Nebenbei: Was waren das damals für Programmhefte!)

Klaus Tiedemann war Nachbar von Ronald Paris in dessen Rostocker Zeit. Er erzählte, wie der Thüringer Maler zum Meer fand. Als sechsjähriger Junge hätte Ronald bei einem Besuch der Insel Hiddensee das Meer zum ersten Mal gesehen. Es wäre für ihn ein Gefühl der inneren Befreiung gewesen. So habe sich sein Lebenskreis geschlossen, als die letzte Ausstellung in Wustrow auf Fischland stattfand.

Mit Klaus Ast hatte Ronald Paris eine Irland-Reise nach dem Vorbild Heinrich Bölls unternommen. Auch für sie habe sich Irland als Herz Europas erschlossen. Natürlich auch in den Pubs der grünen Insel. Ast dankte seinem Freund, der so klug und menschlich gewesen war.

Der Philosoph Karl-Friedrich Wessel blickte zurück auf den Philosophen Ronald Paris. Der Maler sei ein Meister des philosophischen Gesprächs gewesen. Wenn er die Kunst verteidigte, dann verteidigte er sie immer um der Menschheit willen. Als Wahrheitssucher habe der Maler immer die Umstände in ihrer Zeit analysiert. Ronald Paris hatte Vorlesungen bei Wolfgang Heise besucht, den Wessel als Genie bezeichnete. Für Paris seien die Vorlesungen bei Heise und die Gespräche mit ihm ein großes Glück gewesen, die seine ästhetische Aneignung der Welt geprägt hätten.

Kurz und knapp, wie es ihre Art ist, erinnerte Carmen-Maja Antoni an den Lebemann Ronald Paris: er trank Rotwein wie ein Lukulle und rauchte jeden Zigarillo wie einen Joint.

Abschließend dankten Isolde und Anna Paris ihrem Ehemann und Vater für ein langes, gemeinsames und erfülltes Leben.

Isolde und Anna Paris

Bei Schnittchen, Kuchen, Kaffee und Crémant klang das Gedenken in vielen Gesprächen aus. Der Maler mochte keine Trauerklöße.

Unser Verein war vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Heinrich Niemann und Vorstandsmitglied Axel Matthies.

Einen Mitschnitt der Gedenkveranstaltung können Sie hier sehen.

(Axel Matthies)

vom: 07.11.2021