Ein Rückblick: vor 80 Jahren – 21. April 1945

Am 21. April 1945 geriet Schloss Biesdorf in Brand und wurde schwer zerstört. Das Obergeschoss war verloren. Über die Ursache sind sich Chronisten und Zeitzeugen weitgehend einig: gezündelt wurde von den im Schloss ansässigen lokalen Vertretern der nationalsozialistischen Partei und deren Gruppierungen. Hintergrund war die Vernichtung von Dokumenten, die im Schloss gelagert waren; die Rede ist auch von heran geschafften Dokumenten aus zentralen Archiven.

Die Schlacht um Berlin begann am 16. April und endete am 2. Mai. Nach der Überquerung der Oder und der Zerschlagung letzter Einheiten der Wehrmacht und der SS im Bereich der Seelower Höhen stürmte die 1. Belorussische Front unter Marschall Georgi Shukow gegen Berlin. Als Flanke südlich schloss sich die 1. Ukrainische Front Marschall Konews an. Beide Marschälle hatten einen gemeinsamen Angriffsplan ausgearbeitet. Wer sich gegen den Feind als erster durchsetzte, sollte als Eroberer in Berlin einziehen. So hatte Stalin es befohlen. Shukows Truppen erreichten Berlin in Malchow, Marzahn und Mahlsdorf in etwa gleichzeitig am 21. April. Bereits am 20. April hatten Vorauskommandos von Bernau, Altlandsberg und Strausberg aus Berlin mit schwerem Artilleriebeschuss eingedeckt. Kampfhandlungen am Stadtrand gab es nicht mehr. Die Truppen der Roten Armee gelangten zügig nach Lichtenberg. Widerstand gab es erst ab Höhe Ostkreuz und Schlesischer Bahnhof. Am Abend des 21. April hissten Rotarmisten am Turm der Marzahner Dorfkirche die erste rote Fahne.

Während die sowjetischen Truppen zügig auch Biesdorf durchquerten, beobachteten die Einheimischen die Soldaten mit Angst und Neugier. Uns liegt eine Quelle vor, die über diese ersten Tage berichtet:

„Am 21. April brannte das Schloß in Biesdorf aus; es war von Mitgliedern des ‚Wehrwolfs‘ in Brand gesteckt. Der Grund war wohl die Vernichtung von Akten und Listen der Nazi-Partei, die ihr Parteibüro im Erdgeschoß des Schlosses hatten. Zu erwähnen wäre noch, daß zwei Jahre vorher in diesem Schlosse eine Rettungsstation mit einem Kostenaufwand von über 300.000 Mark eingebaut war, die die gesamten umfangreichen Kellerräume in Anspruch nahm. Der Brand hat alles vernichtet. Jetzt ist das Schloss eine Ruine.

Am 22. April besetzten die Russen Biesdorf. Die östlichen Vororte hatten sich nur noch schwach verteidigt, aber durch die jahrelangen Bombenangriffe waren sie bereits Trümmerstätten. Die Zerstörung Biesdorfs geschah am 20. Januar 1944 von 1/4 8 Uhr. Ein gewaltiger Bombenangriff richtete sich gegen den Osten Berlins und betraf besonders Biesdorf und zerstörte etwa ein Drittel des Ortes. Besonders betroffen wurden die Oberfeldstraße von der Apotheke und Post an nordwärts, Teile des Weizenweges, des Maisweges und des Roggensteiges; letzterer wurde fast ganz vernichtet.“

Zusätzlich wollen wir an einen Artikel auf unserer Homepage erinnern, der eine Baustellenbesichtigung am 8. September 2014 im Schloss zum Thema hatte.

Der Zeit der Befreiung folgte die Zeit der Besatzung. In Biesdorf wurden 34 Häuser am Gerstenweg für Mitglieder und leitende Mitarbeiter des Magistrats sowie aus sowjetischer Emigration zurückgekehrte Künstler geräumt. Auf Anweisung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wurde die Schloss-Ruine notdürftig gesichert, der große Saal als Feierhalle (meist für Beerdigungen) hergerichtet und mit Büroräumen ausgestattet. Bis 1955 war der Schlosspark Notfriedhof für sowjetische Militärangehörige.

Aus heutiger, historischer Sicht war die Besitzergreifung von Park und Schloss Biesdorf durch die SMAD ein Glücksfall. Der Park mit seinem reichhaltigen Baumbestand wurde vor illegalen Fällungen geschützt (Winter 1946/47) und die ehemalige „Fabrikanten-Villa“, die damals nicht als ein „Schloss“ geschätzt wurde, vor möglichem Abriss bewahrt. Auch diese Jahre sind Teil einer langen Erfolgsgeschichte, die schließlich im Jahre 2016 mit dem erfolgreichen Wiederaufbau von Schloss Biesdorf vollendet wurde.

Schloss Biesdorf Ostern 2025

vom: 20.04.2025