Sorgen, wie der Frieden gewonnen werden kann

Die BIESDORFER BEGEGNUNG mit Daniela Dahn
am 1. März 2023

Im wohl erstmals seit der Pandemie wieder voll besetzten Heino-Schmieden-Saal gestaltete sich die Lesung zu dem jüngsten Buch der bekannten Publizistin „Im Krieg verlieren auch die Sieger – Nur der Frieden kann gewonnen werden“ zu einem nachdenklichen und inhaltsreichen Abend. Am Beginn erinnerte Dr. Niemann für unseren Verein an die Biesdorfer Begegnung vor fast fünf Jahren, lange vor diesem Krieg, mit dem Thema „Deutschland – Russland – Europa: Brauchen wir einander?“ und die, aus heutiger Sicht beklemmend, mahnenden Aussagen des damaligen Gastes Matthias Platzeck (nachzulesen auf unserer Vereinshomepage). Als Eröffnung der Lesung wählte Daniela Dahn ihren kritisch-analytischen Beitrag zur tendenziösen Berichterstattung vieler Medien über die große von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte Kundgebung „Aufstand für Frieden“ am Brandenburger Tor (siehe Berliner Zeitung vom 2.3.23), in der u.a. eine unzureichende Abgrenzung gegen rechts und die AfD unterstellt wird.

Biesdorfer Begegnung mit Daniela Dahn

Die im Anschluss von ihr gelesenen Abschnitte aus ihrem jüngsten Buch setzten sich mit der Vorgeschichte und Hintergründen dieses Krieges auseinander. Das betraf die Rolle und Ziele der USA und NATO ebenso wie des Aggressors Russland in diesem Konflikt, aber auch die Lage und Politik der Ukraine und den Einfluss des Westens auf diese. Anhand ausgewählter Beispiele – komplett nachzulesen in ihrem Buch – trug sie ihre Antworten auf kritische Fragen, auch Vorwürfe ukrainischer Bürger an sie als Mitunterzeichnerin des offenen Briefes „Deeskalation jetzt! Dem Schutz der Bevölkerung Vorrang einräumen!“ vom April 2022, wenige Wochen nach Kriegsbeginn, vor. Die zentrale Fragestellung ihres jüngsten Buches widerspiegelt folgender Gedanke: „Der gegenwärtige Krieg ist eine einzige Katastrophe – für die ganze Welt, aber vor allem für die Ukraine. Wer immer darüber nachdenkt, fragt sich, wie dem geschundenen Land und seinen Menschen am wirksamsten zu helfen ist. Von Anfang an standen sich zwei diametrale Sichtweisen über die zweckmäßige Unterstützung gegenüber – Waffen oder Waffenstillstand. Das unbestrittene Recht auf bewaffnete Verteidigung gegen einen Angriffskrieg oder bestreitbare diplomatische Lösung. Ein Kriegsende als Siegfrieden nach opferreichen Kämpfen auf dem Schlachtfeld oder mit Blick auf die allseitigen Fehler in der Vorgeschichte sieglos, mit beidseitigen Kompromissen am Verhandlungstisch.“

In dem sich anschließenden Gespräch, moderiert von der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin, Frau Dagmar Pohle, brachten zahlreiche TeilnehmerInnen mit Fragen und Statements ein breites Spektrum ihrer Sorgen vor einer Ausweitung des Krieges und den Möglichkeiten, ihn zu beenden, zum Ausdruck. Fragen nach der Rolle der von Daniela Dahn bezeichneten „selbstgleichgeschalteten“ Medien, nach den Brzezinski-Doktrinen zu einer Vorherrschaft der USA, dem Sinn der Sanktionen gegen Russland, dem Widerstand gegen den Krieg in Russland selbst, nach Profiteuren an diesem Krieg bis hin zum gerade bekanntgewordenen 12-Punkte-Plan Chinas und vor allem aber nach dem „Wie weiter?“ waren von besonderem Interesse.

Daniela Dahn reflektierte in ihren Antworten auch kritisch die Situation in der Friedensbewegung und in der Linken und formulierte als Aufgabe, sich auf die zentralen Forderungen zu konzentrieren, den Krieg zu beenden und dafür den Druck auf diplomatische, auf Verhandlungslösungen zu verstärken. Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die TeilnehmerInnen die Gelegenheit, am Tisch der Buchhandlung Kohs (S-Bhf. Kaulsdorf) Bücher der Autorin zu erwerben und am Ende der nachdenklich stimmenden BIESDORFER BEGEGNUNG von der Autorin Daniela Dahn signieren zu lassen, wovon reger Gebrauch gemacht wurde.

(Dr. Heinrich Niemann, Marianne Schmidt)

vom: 07.03.2023