8. Mai 2025

Unser Verein bezog Position

Achtzig Jahre nach dem Sieg der Alliierten über Hitlerdeutschland und der Befreiung vom Nationalsozialismus gedachte unser Verein dieses welthistorischen Ereignisses. Bereits am 7. Mai versammelten wir uns bei den drei Birken im Schlosspark Biesdorf, um den gefallenen Soldaten der Roten Armee Respekt zu erweisen. Im Schlosspark waren bis Mitte der 1950er Jahre etwa 500 Soldaten und Offiziere begraben. Unserer Einladung waren auch der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf und eine Gruppe russlanddeutscher BürgerInnen gefolgt. Der Vorstandsvorsitzende Prof. Gernot Zellmer erinnerte in einer kleinen Rede an die achtzig Jahre Frieden, in denen wir seitdem leben. Die Zeiten seien nun aber wirr und unübersichtlich geworden. Er halte das Selbsterlebte für einen guten Kompass, um nicht vom Weg abzukommen. Seine Studienjahre in der Sowjetunion, in Leningrad, hätten ihm immer gezeigt, dass die Menschen den Frieden wollen und den Deutschen verzeihen konnten. Deutsche Kultur sei für sie eine Selbstverständlichkeit geblieben, kein Relikt für Hass. Unser Verein, so Prof. Zellmer, dankt heute allen Menschen, die ihr Leben für Frieden und Befreiung gaben. Dieser Frieden muss erhalten bleiben!

Bei den drei Birken

Am Nachmittag des 7. Mai wurde am sanierten denkmalgeschützten Gebäude Landsberger Allee 563 durch Bezirksbürgermeisterin Frau Zivkovic und die Leiterin des Heimatmuseums Marzahn-Hellerdorf, Frau Dr. Buchwald, eine Erinnerungstafel enthüllt. Diese neue Tafel nimmt Bezug darauf, dass im Umfeld dieses Hauses die Truppen der 5. Stoßarmee unter Generaloberst Bersarin als erste die Berliner Stadtgrenze überschritten hatten und Kurs nahmen auf das Stadtzentrum. Zum 40. Jahrestag dieses Ereignisses, im Jahre 1985, wurden das Haus und seine Außenanlagen zu einem Ausstellungs- und Gedenkort umgebaut. Mit der neuen Informationstafel würde, so Frau Dr. Buchwald, die historische Dimension dieses Ortes neu beleuchtet – aus einer Perspektive, die heutigen Ansprüchen an eine differenzierte Erinnerungskultur gerecht wird. Unser Verein nahm an dieser Veranstaltung teil.

Das Haus Landsberger Allee 563

Am 8. Mai beteiligten wir uns dann an der Kranzniederlegung auf dem Parkfriedhof Marzahn. BVV-Vorsteher Stefan Suck und Bezirksbürgermeisterin Frau Zivkovic würdigten vor mehr als 50 TeilnehmerInnen in ihren Ansprachen die Verdienste der Roten Armee und der mit ihr verbündeten Alliierten und verwiesen darauf, dass es immer wieder notwendig ist, alles zu tun, um sinnlose Kriege zu verhindern und den Frieden dauerhaft zu sichern. Der 8. Mai 1945 habe die Befreiung vom Nationalsozialismus gebracht und die Voraussetzungen geschaffen, dass für die Menschen eine Entwicklung in Demokratie und Freiheit beginnen konnte.

Blumengebinde an der Stele im
Parkfriedhof Marzahn

Am Nachmittag las dann die Autorin Irene Bindel im Schloss Biesdorf aus ihrem Buch „Wassermilch & Spitzenwein. Ein Leben zwischen Schicksal und Zuversicht“. Dazu hatte das Bezirksamt eingeladen, viele Bezirksverordnete waren der Einladung gefolgt. Das Buch handelt von einer Berliner Familie, von Mutter Andrea Bindel, ihrem jüdischen Ehemann und der Tochter Irene. Zugrunde lag dem Buch eine ganze Zahl besprochener Kassetten, die Mutter Andrea ihrer Tochter hinterlassen hatte. Die begann eines Tages die Kassetten in beschriebene Seiten umzuwandeln und selbst aus der Erinnerung viele Kapitel hinzu zu fügen. Heraus gekommen ist eine Familiengeschichte über hundert Jahre. Im Mittelpunkt der Lesung standen die Jahre des Nationalsozialismus und das Ende des Krieges in Berlin. Frau Bindel trug Erinnerungen über das Obst- und Gemüsegeschäft ihrer Eltern in Karlshorst vor, über den Unwillen der Großeltern, ihre Tochter mit einem Juden zu verheiraten und schließlich die Aufgabe des Geschäftes unter dem Zwang antisemitischer Gesetze. Der Vater ging bald in den illegalen Widerstandskampf. Einmal konnte Irene den Vater im Gefängnis besuchen und trug ihm dabei einen auswendig gelernten Text vor. Sie sah ihn nie wieder, die Familie kennt sein Schicksal nicht. Abschließend erinnerte die Autorin an die letzten Tage des Krieges und die ersten Erlebnisse mit den Soldaten der Roten Armee. Alle Menschen hätten ein Herz und eine Seele – das dürfen wie nie vergesssen, war ihre tragende Botschaft. In einem sich anschließenden Gespräch wurden noch Details des Vortrags geschärft. Wichtig: wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Wir müssen den Frieden erhalten!

Irene Bindel liest

vom: 10.05.2025