Die retrospektive Schau mit 50 Werken des Malers Ronald Paris im Schloss Biesdorf endete am 14. August. Kurz zuvor jedoch konnte unser Verein „Freunde Schloss Biesdorf“ die Kuratorin Frau Dr. Förster zu einer abschließenden Führung gewinnen.
Die Führung war reziprok angelegt: Die Kuratorin erläuterte, die Gäste stellten Fragen oder ergänzten. So entstand ein informationsreicher Dialog zum Nutzen aller.
Frau Dr. Förster berichtete von der kurzen Vorlaufzeit der Ausstellung, die ursprünglich erst im Herbst beginnen sollte. Doch wegen der kurzfristigen, auch für sie nicht nachvollziehbaren, Absage der Ausstellung mit Nagel-Porträts sei Eile geboten gewesen, um in die Bresche springen zu können.
Das Haus von Ronald Paris in Rangsdorf, so die Kuratorin, ist voll mit Bildern des Künstlers. Am Anfang hätten 150 Werke zur Auswahl gestanden, im Ergebnis wurden es dann 50 Zeichnungen und Gemälde. Die Auswahl sei zum Schluss immer schwieriger geworden. Schließlich datiert das früheste Bild aus dem Jahre 1957.
Frau Dr. Förster startete ihre Führung mit Arbeiten aus den 1970er Jahren, als Paris sich neben seinen Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum mit mythologischen Themen zu befassen begann, um Fragen des menschlichen Lebens aus der Enge des Zeitpolitischen heraus zu nehmen und klarer ausdrücken zu können. Eine Tendenz, die in der bildenden Kunst auch von anderen Malern besetzt wurde. In der Literatur etwa griffen vor allem Autorinnen mit dem gleichen Zweck auf die Romantik zurück.
Einen weiteren Schwerpunkt in der Ausstellung bilden Künstlerporträts. Die gezeigten Zeichnungen basieren alle auf der persönlichen Bekanntschaft mit Ronald Paris und demonstrieren eine unverkennbare Intimität und begreifendes Einvernehmen. Inge Keller, Heiner Müller, Arno Mohr, Otto Nagel, Paul Dessau und Harry Kupfer sind Namen, die für eine sozialistische Grundposition stehen. Es sind Namen, das darf man sagen, die heute noch vertraut sind, aber in wenigen Jahrzehnten aus dem kulturellen Gedächtnis verschwunden sein können. Diese Porträts werden dagegen ankämpfen. Genauso wie Paris‘ Bilder für sich selbst.
Im großen Saal zur Südseite endete die Führung. Hier hängen vor allem Landschaftsbilder. Sie entstanden überwiegend nach 1990, als Paris oft reiste und Lieblingsplätze in Italien, Spanien, Frankreich und auf den britischen Inseln fand. Diese Bilder sehen ab vom Furor der menschlichen Kämpfe – sie sind still, besinnlich, schön. Doch auch hier ist die Stille nicht tot: in einer Ecke hängt ein kleines Bild mit dem Titel „Hotel Lux“ aus dem Jahre 1964. In bester impressionistischer Seelenverwandschaft zeigt das Bild – nichts. Oder das Phantom eines in die Geschichte eingegangenen Hotels.
Wie öfter bei dieser Ausstellung erschien der Meister unerwartet auch in dieser Führung. Er sucht das Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern, fragt nach Meinungen, Eindrücken und Erinnerungen. Diesmal wurde er neben seiner Frau vom Ehepaar Barbara und Winfried Junge begleitet, den Schöpfern der Langzeitdoku „Die Kinder von Golzow“. Sie ist gegenwärtig sonntags spätabends im Programm, kann aber in der ARD-Mediathek umfänglich abgerufen werden. In einem kurzen Gespräch sagte Winfried Junge mir prinzipiell einer gemeinsamen Veranstaltung im Frühjahr kommenden Jahres im Schloss Biesdorf zu – „wenn die Termine es hergeben…“. Es wird schon klappen; die Junges wohnen in Friedrichsfelde.
Der Vorstandsvorsitzende unseres Vereins Dr. Heinrich Niemann bedankte sich herzlich bei Frau Dr. Förster für die intelligente und umsichtige Führung, die bei allen Wissenszuwachs und Neugier auf das Werk von Paris erbrachten. In der Ausstellungsperiode kamen 21.000 Gäste in die Galerie Schloss Biesdorf.
Am 12. August feiert Ronald Paris seinen 87. Geburtstag. Von dieser Stelle aus gratulieren wir sehr herzlich, wünschen gute Gesundheit und Schaffenskraft.
(Axel Matthies)